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Robert Rechenauer Architekten

Hans-Sachs-Straße 6  80469 München  Telefon 089 236856‑0
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Kirchenzentrum Seliger Pater Rupert Mayer in Poing
Wettbewerb 2011

Altar und Ambo stehen in den Brenn­­punkten einer Ellipse mit Orientierung nach Osten. Das Feiern der Eucharistie und die Verkündigung des Wortes werden so ins Zentrum des gemein­schaftlich begangenen Gottes­­­dienstes gerückt. Die barocke An­­mutung versteht sich als Reminiszenz an die Geometrien der berühmten Bauten des Jesuiten­­ordens, dem auch Pater Rupert Mayer angehörte. 

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Die Ellipse prägt als Grundform das gesamte Raumkonzept. Der Priester und seine Zelebranten reihen sich mit der Gemeinde, den Musikern und dem Chor in die Circumstanz der Kirchenbänke ein. Die Sedilien sind dabei durch die achsiale Ausrichtung und solitäre Stellung hervorgehoben.

Ein umlaufende Wandelgang erschließt alle liturgischen Orte und Neben­bereiche der Kirche. Über ihn zieht der Priester mit seinem Gefolge in die Kirche ein. Er ist als Kreuz­weg konzipiert, der die Stationen des Kirchen­jahrs abbildet. Die jahres- und tageszeitlich sich ergebenden Licht­dramaturgien bilden dabei den fei­er­li­chen Hinter­grund. Der Weg findet seinen gestalterischen Höhepunkt in einem Chor im Osten, der sich mit einem großen trip­ti­chon­ar­ti­gem Fen­ster zum Licht der auf­ge­hen­den Sonne hin öffnet. Von dort führen Stufen auf Emporen, welche den Wan­del­gang als möglichen Pro­zes­sions­weg fortsetzen.

Ein dichter, eingeschoßiger Kranz von dienenden Räumen und Kapellen grenzt räumlich den Wan­del­gang vom zentralen Kir­chen­raum ab. Den Him­mels­rich­tun­gen ent­spre­chend, sind dort in den Schei­tel­punkten die Ver­ehrungs­stät­ten der heiligen Maria und des seligen Pater Rupert Mayer untergebracht. Dem ehemaligen Jesuiten­pater wird dabei das klare Licht des Nordens, der Gottes­mutter Maria das mil­de Licht des Südens zu­ge­dacht. Am Eingang ist im Westen die Tauf­ka­pel­le als Ort der Tauf­er­in­nerung situiert. Der Chor im Osten ist dem Stun­den­gebet vor­b­ehalten. Es ergeben sich Prozessionswege außerhalb und innerhalb der Kirche. Der Weg führt vom Vor­platz durch das Portal in den innen lie­gen­den Wan­del­gang zum Chor. Von dort geht es auf die Emporen und über die Emporen zum Wan­del­gang zurück.

Klare Geometrien, eine einfache Formensprache und wertige Materialien prägen die Gestaltung des neuen Kirchenbaus. Durch die Assoziation und bildnerische Auseinandersetzung mit der frühchristlichen Kunst- und Architekturgeschichte soll gestalterisch die Auseinandersetzung mit dem Sacrosanctum Concilium des Zweiten Vaticanums geführt werden. Die Betonung liegt dabei auf der aktiven Beteiligung einer Gemeinde beim gemeinsamen Gottesdienst. Durch die arenaförmigen Ausbildung des Raumes werden alle Mitglieder der Gemeinde zur aktiven Mitwirkung eingeladen. Ambo und Altar stehen gestalterisch in einem Dialog zueinander. In der Aufstellung kommt die Gemeinsamkeit von Wortgottesdienst und Eucharistiefeier symbolhaft zum Ausdruck.

Die Raumakustik im Kirchenraum ist zonal aufgebaut. Der kompaktere, untere Raumbereich ist mit seinen kurzen Laufzeiten und den diffus strukturierten Wänden auf die gut verständliche Übertragung des Wortes ausgelegt. Die bei konkaver Geometrie prinzipbedingt auftretenden Fokussierungen oder Rundlauf-Echos werden durch die diffus strukturierten Wände sowie durch Vor- und Rücksprünge in den Wänden aufgelöst. Für die Kirchenmusik ist die obere Raumzone mit dem zwischen den Wandscheiben sich weitenden Volumen der ideale Klang- und Resonanzraum. Für Orgel- und Chormusik wird so ein angemessener Nachhall geschaffen.

Bauherr
Erzbischöfliches Ordinariat München
www.erzbistum-muenchen.de

Verfasser
Robert Rechenauer Architekt BDA
Horst Kübert
Landschaftsarchitekt BDLA

Caroline Hörger
Silke Feurle
Agnes Hofer-Guoth

Beratung Akustik Theapro