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Robert Rechenauer Architekten

Hans-Sachs-Straße 6  80469 München  Telefon 089 236856‑0
info@rechenauer-architekten.de
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Praxismittelschule Salzburg
Wettbewerb

Die Schule wird im Norden als Holzkonstruktion erweitert. Eine neue hocheffiziente Fassade umhüllt alle Bauteile und schafft im Außen- und Innenbereich ein einheitliches identitätsstiftendes Erscheinungsbild, das von einer lichten und offenen Architektursprache geprägt ist. 

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Städtebauliche Kriterien

Die der Praxismittelschule vorgelagerte Erweiterung arrondiert den bestehenden Baukörper und bietet dezente Einblicke in die allgemein genutzten Bereiche. Die Freiflächen zeichnen sich durch verschiedene Charakteristika aus, die ihren Funktionen entsprechend unterschiedlich gestaltet sind: Der Schulhof wird als großzügiger, klar gegliederter Campus zum gemeinsamen Lebens- und Bewegungsraum für Praxis-mittelschule und Volksschule gestaltet. Er holt alle Schülerinnen und Schüler an der Erentrudisstraße ab – wo sich auch die Fahrradabstellmöglichkeiten befinden – und führt sie zu ihrer jeweiligen Schule bzw. den Sportanlagen im Westen. Der wertvolle Baumbestand darf erhalten bleiben und wird durch weitere Bäume der WK 1 ergänzt. Bei der Auswahl wird auf „Klimabäume“ gesetzt, denen man weitgehende Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels prognostiziert. Die großen Flächen werden je nach zu erwarten-der Frequentierung und Bedeutung mit Betonplatten, wassergebundener Decke bzw. strapazierfähigem Rasen belegt. Die Südseite der Volksschule sowie die Ostfassade der Praxismittelschule sind von robusten, pflegereduzierten Stauden-Gräser-Mischpflanzungen gesäumt, die gemeinsam mit den Gehölzen jahreszeitliche Dynamiken abbilden. Die Stellplätze werden kombiniert mit Anlieferung und Entsorgung im Süden situiert, so dass sich für Verwaltung, Lehrerzimmer und Schüler-Aufenthaltsräume ruhige Ausblicke in den nach Osten anschließenden Grünraum bieten. Das Pendant zum halböffentlichen Schulhof, an dem neben den Eingängen die Ganztagsschule und die Aufenthaltsbereiche der Ganztagsbetreuung situiert sind, bildet der private Innenhof der Praxismittelschule. Seine introvertierte Lage etabliert ihn zum identitätsstiftenden Freiraum, der – im Gegensatz zu den von Dynamik geprägten Campusflächen – für vielfältige, eher kontemplative Nutzungen zur Verfügung steht.

Praxismittelschule Salzburg Abbildung

Der bestehende Klassentrakt im Osten, die Turnhalle und die Sonderklassen im Südtrakt werden ins Projekt übernommen. Der neue Haupteingang wird an zentraler Stelle am Schulhof situiert und mit einer stegförmigen Überdachung mit der gegenüberliegenden Volksschule verbunden. Vom Eingang gelangt man über ein Foyer in die Verwaltungs- und Unterrichtsbereiche oder den neu gestalteten Innenhof, der mit Sitzstufen und Bepflanzungen zu einer „Agora“ als attraktive Aufenthalts-, Begegnungs- und Veranstaltungsfläche ausgebildet wird. Integrative, inklusive und flexible Grundrisse ermöglichen einen innovativen zeitgemäßen Unterricht. Visuelle und funktionale Blick- und Wegebeziehungen verbinden die Innenräume und die Innenräume mit den Freiräumen, sodass der Innenhof und die Dachterrassen als erweiterte „grüne“ Klassenzimmer genutzt werden können.

Praxismittelschule Salzburg Abbildung
Praxismittelschule Salzburg Abbildung

Der bestehende Klassentrakt bleibt in der vorhandenen Tragstruktur im Wesentlichen erhalten. Nach Norden erhält er eine dreigeschossige Erweiterung um eine Achse, die in Stahlbeton-Skelettbauweise vorgesehen ist. Aus der Umstrukturierung der Grundrisse ergeben sich lokal kleinere Anpassungen von tragenden Bauteilen wie z.B. die Einführung einer zusätzlichen Innenstütze mit Unterzügen in den Obergeschossen. Der zweigeschossige nördliche Verbindungsbau erhält ein einachsiges Tragsystem bestehend aus Unterzügen in Nordsüd Achse und drei Stützenachsen. Hier bietet sich, auf Grund der gewählten Spannweiten, eine Ausführung in Holzbauweise mit Massivholzdecken, Unterzügen aus Baubuche und Stützen aus Holz an. Die Gründung erfolgt nach Erfordernis mit einer tragenden Stahlbetonbodenplatte und einzelnen Punktfundamenten. Der eingeschossige Bereich mit den Nebenräume der Turnhalle bleibt teilweise erhalten. Die neuen Bereiche können in Holzbauweisen mit Massivholzdecken und Holztragwänden ausgeführt werden. Für die Gründung ist eine tragende Stahlbeton-Bodenplatte vorgesehen.

Praxismittelschule Salzburg Abbildung

Funktionale Kriterien

Die Klassenzimmer in den Obergeschossen des Osttraktes sind mit dem „Treffpunkt“, dem Integrationsraum, Lernbüro und den Garderobenbereichen um den „Marktplatz“ gruppiert. Die Marktplätze und Erschließungsflächen der Sonderklassen sind dem Innenhof zugeordnet, sodass neben den attraktiven Ausblicken auch eine attraktive Durchwegung und gute Orientierung im Haus gegeben sind. Die bestehenden Sonderunterrichtsräume wie Physiksaal, NAWI-Raum und Technischen Werkräume bleiben an den derzeitigen Standorten belassen. Die neuen Fachbereiche wie BE-Raum, textiler Werkraum, Musikraum werden im Neubau im Norden situiert. Natürliches Licht, ökologische Materialien und eine ausgewogene Raumakustik bieten Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Räume mit einer hohen Aufenthaltsqualität und Flächen, die pädagogisch vielseitig nutzbar und flexibel einsetzbare sind. Das Herz der Schule stellt im Erdgeschoss die Bibliothek mit dem unmittelbar angrenzenden Ganztagsbereich dar. Sie ist zum Innenhof hin orientiert, sodass der Hof im Sommer auch als „Lesehof“ genutzt werden kann. Die Nachmittagsbetreuung mit dem Küchen- und Speisebereich ist barrierefrei von der Volksschule aus erreichbar.

Praxismittelschule Salzburg Abbildung

Ökonomische, ökologische Kriterien / Nachhaltigkeit

Durch die Optimierung passiver Maßnahmen wie der hocheffizienten Gebäudehülle mit 3-fach Isoliergläsern, geringem Fensterflächenanteil, aussenliegendem Sonnenschutz und natürlicher Lüftung wird ein angenehmes, selbstregulierendes und robustes Raumklima geschaffen, dass mit sehr wenig Technik und Eingriffen in die architektonische Erscheinung auskommt. Die Gebäudehülle wird mit einer leistungsfähigen und wärmebrückenoptimierten Dämmebene ausgestattet. Im Bestand dienen die massiven Betondecken als thermische Speichermasse, die in Kombination mit einer effektiven Nachtlüftung über Querlüftung durch die Flurbereiche und das zentrale Stiegenhaus eine nächtliche Auskühlung ermöglichen. Die sommerliche Behaglichkeit wird dadurch merklich verbessert. Im Winter wird die natürliche Lüftung über Fensterflügel in den Klassenräumen durch eine Grundlüftungsmöglichkeit ergänzt. Die Grundlüftung der Räume erfolgt über fassadenintegrierte dezentrale Zuluftelemente mit Nachheizung über Heizkonvektoren und Abluftführung über Schalldämpfer und Brandschutz­klappen in die Flurbereiche. Die Abluft wird über Kaminauftrieb aus dem zentralen Treppenbereich über die Oberlichter abgesaugt und der Auftrieb über Jalousieklappen entsprechend gesteuert. Bei fehlendem natürlichen Auftrieb schalten sich automatisch Axialventilatoren hinzu und sorgen für den erforderlichen Abluftvolumenstrom. Dieses System wird auch zur Sicherstellung der sommerlichen Entwärmung der Klassenräume genutzt. Zusätzlich haben alle Klassenräume die Möglichkeit der natürlichen Stosslüftung über Fensterflügel während der Pausen. Die Nacherwärmung der einströmenden Frischluft im Winter erfolgt über in die Brüstungen montierte Lamellenkonvektoren. Diese Heizkonvektoren stellen zusätzlich die zur Deckung der Transmissionswärmeverluste notwendige Heizleistung bereit. Die Rücklaufleitungen dieser Heizkörper werden dabei mäanderförmig im Bodenestrich geführt, um bei weiterhin schneller Regelbarkeit einen zusätzlichen Strahlungseffekt zu erzielen und die Rücklauftemperaturen zu senken. Dieses System gewährleistet mit geringem Technik- und Hilfsenergieeinsatz eine zugfreie Grundlüftung bei guter Luftqualität und ein angenehmes Raumklima. Zur Sicherung hoher Behaglichkeit sind individuell ansteuerbare geräuscharme und hocheffiziente Deckenventilatoren in den Klassen vorgesehen, die über die erhöhte Luftbewegung den Effekt einer kühlen Brise erzeugen und so auch bei erhöhten Raumtemperaturen ein hohes thermisches Komfortniveau sicherstellen. Durch dieses System kann auf jede aktive Kühlung im Gebäude verzichtet werden.

Auslober
Bundesimmobliengesellschaft BIG
www.big.at

Nutzer
Praxisseminarschule Salzburg
www.praxismittelschule.at

Verfasser
Robert Rechenauer Architekt BDA

Iuliia Aulkina
Natalie Grothe

Landschaftsplanung
Kübertlandschaftsarchitektur

Lieb Obermüller Partner mbB, Tragwerksplanung, München
Transsolar Energietechnik GmbH, München
IBS Technisches Büro GmbH, Wien
Götz Gastroküchen GmbH, Kitzingen