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Robert Rechenauer Architekten

Hans-Sachs-Straße 6  80469 München  Telefon 089 236856‑0
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Neubau eines Glockenturms für die Simeonskirche
Augustinum München-Neufriedenheim

Nach Jahren des Wartens wurde im Dezem­ber 2021 der Glocken­turm für die Simeons­kirche ein­ge­weiht. Dunkler Stein, hölzerne Lamellen und strah­lende Kirchen­fenster prägen seine Gestalt. Licht und Glocken künden vom Geist Simeons.

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Das monolithische Bauwerk besteht aus durch­ge­färb­tem Sichtbeton, dessen dunk­le Farbe auf den neuen Kir­chen­bau der Simeons­­kirche ver­weist. In drei Ge­schos­se ist es unterteilt: Sockel, Turm­zim­mer und Glo­cken­­stube.
In der Glo­cken­stube hängen an einem eichenen Stuhl die vier Glo­cken, die vor­mals im Turmbau der alten Simeons­kirche schlugen. Sie heissen nach den Evan­ge­li­sten, deren Namen schon beim Guss auf das Me­tall ge­bracht wurden. Die Stube selbst besteht aus zwei mas­si­ven, recht­wink­lig hin­ter­ei­nan­der an­­ge­­ord­ne­ten Wän­­den, die das Geläut ins Gelände des Augustinums lenken. An den offenen Sei­ten steuern Lamellen aus Lärchenholz die Akustik.
Bleiverglasungen, die von den Obergaden der al­ten Simeons­kirche stammen, wur­den restauriert und im Turm­zim­mer in das neue Bauwerk in­te­griert. Im Lauf der Tages- und Jahreszeiten ent­falten sie ihre Wir­kung. Ihre diaphane Ei­gen­schaf­­ten la­den zum Hinschauen und Ver­weilen ein. Tagsüber schimmern sie opak und bilden mit der stei­ner­nen Ober­­­fläche des Betons eine Einheit. Erst in den Über­gangs­zei­ten und vor allem nachts ent­wickeln sie ihre wahre Trans­­pa­renz. Sichtbar wird dann die im Turm ste­hen­de Him­mels­lei­ter, die zum Ge­läut der Glo­cken führt.
In den Sockel des Turms wurde in der Achse des Weges zum Wohnstift der ehe­ma­li­ge Brun­­nen­­stein aus dem Hof der alten Simeonskirche als Spolie ver­setzt. Er er­zählt die Legende von Au­gus­ti­nus und einem Knaben, der mit einem Löf­fel versucht, das Meer auszuschöpfen. Der helle Stein und die zarte Dar­stel­lung stehen im be­wuss­ten Kon­trast zu den dunk­len Flächen des Sicht­­be­tons. Eben­so die hölzerne Türe in der Achse des Weges zur Simeons­kirche. Das Ma­te­ri­al weist auf den Zutritt zur Leiter und weiter zur Glo­cken­­stube.
Der dunkle Stein des Betons, das helle Relief der Spolie, die diaphane Struktur der Kirchenfenster und das Geläut der Glo­cken wirken für sich und stellen den ge­stal­te­ri­schen und spi­ri­tuel­len Be­zug zur neuen Simeons­kirche her.

Das Grundstück stellt eine gewachsene Einheit von Bau­werken der letzten sech­zig Jahre dar. Auf­grund der vor­han­de­nen Ge­bäu­de­struk­tur und be­ste­hen­den Grund­­stücks­­­gren­­zen wurde der Turm in den Weg­ach­sen von Haupt­ein­gang Au­gus­ti­num und der Simeonskirche si­tu­iert. Städ­te­bau­lich fun­giert er als Bin­de­glied zwi­schen Wohn­­stift und Kir­che. Er ist von allen Sei­ten sicht­bar und weist Be­woh­nern und Gäs­ten ihren Weg.


Gebäudedaten

L x B x H = 4 x 4,5 x 11m
54qm BGF
durch­gefärb­ter Stahl­beton, Lär­chen­holz, Blei­ver­glasungen der Werk­stät­ten Gustav van Treeck von 1963
Glocken der alten Simeons­kirche


Projektstart 2015

Baubeginn 2021

Fertigstellung 2022

Bauherr
Augustinum
www.augustinum.de 

Robert Rechenauer
Architekt BDA

Mitarbeit
Caroline Geiger
Natalie Grothe 

Fotografie
Stefan Müller-Naumann