Neubau eines Glockenturms für die Simeonskirche
Augustinum München-Neufriedenheim
Nach Jahren des Wartens wurde im Dezember 2021 der Glockenturm für die Simeonskirche eingeweiht. Dunkler Stein, hölzerne Lamellen und helle Kirchenfenster prägen seine Gestalt. Licht und Glocken künden vom Geist Simeons.
Das monolithische Bauwerk besteht aus durchgefärbtem Sichtbeton, dessen dunkle Farbe auf den neuen Kirchenbau der Simeonskirche verweist. In drei Geschosse ist es unterteilt: Sockel, Turmzimmer und Glockenstube.
In der Glockenstube hängen an einem eichenen Stuhl die vier Glocken, die vormals im Turmbau der alten Simeonskirche schlugen. Sie heissen nach den Evangelisten, deren Namen schon beim Guss auf das Metall gebracht wurden. Die Stube selbst besteht aus zwei massiven, rechtwinklig hintereinander angeordneten Wänden, die das Geläut ins Gelände des Augustinums lenken. An den offenen Seiten steuern Lamellen aus Lärchenholz die Akustik.
Bleiverglasungen, die von den Obergaden der alten Simeonskirche stammen, wurden restauriert und im Turmzimmer in das neue Bauwerk integriert. Im Lauf der Tages- und Jahreszeiten entfalten sie ihre Wirkung. Ihre diaphane Eigenschaften laden zum Hinschauen und Verweilen ein. Tagsüber schimmern sie opak und bilden mit der steinernen Oberfläche des Betons eine Einheit. Erst in den Übergangszeiten und vor allem nachts entwickeln sie ihre wahre Transparenz. Sichtbar wird dann die im Turm stehende Himmelsleiter, die zum Geläut der Glocken führt.
In den Sockel des Turms wurde in der Achse des Weges zum Wohnstift der ehemalige Brunnenstein aus dem Hof der alten Simeonskirche als Spolie versetzt. Er erzählt die Legende von Augustinus und einem Knaben, der mit einem Löffel versucht, das Meer auszuschöpfen. Der helle Stein und die zarte Darstellung stehen im bewussten Kontrast zu den dunklen Flächen des Sichtbetons. Ebenso die hölzerne Türe in der Achse des Weges zur Simeonskirche. Das Material weist auf den Zutritt zur Leiter und weiter zur Glockenstube.
Der dunkle Stein des Betons, das helle Relief der Spolie, die diaphane Struktur der Kirchenfenster und das Geläut der Glocken wirken für sich und stellen den gestalterischen und spirituellen Bezug zur neuen Simeonskirche her.
Das Grundstück stellt eine gewachsene Einheit von Bauwerken der letzten sechzig Jahre dar. Aufgrund der vorhandenen Gebäudestruktur und bestehenden Grundstücksgrenzen wurde der Turm in den Wegachsen von Haupteingang Augustinum und der Simeonskirche situiert. Städtebaulich fungiert er als Bindeglied zwischen Wohnstift und Kirche. Er ist von allen Seiten sichtbar und weist Bewohnern und Gästen ihren Weg.
Gebäudedaten
L x B x H = 4 x 4,5 x 11m
54qm BGF
durchgefärbter Stahlbeton, Lärchenholz, Bleiverglasungen
der Werkstätten Gustav van Treeck von 1963
Glocken der alten Simeonskirche
Projektstart 2015
Baubeginn 2021
Fertigstellung 2022